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KANN ICH EINE RADHOSE ANZIEHEN, WENN SIE NOCH NASS IST?

Wer kennt es nicht, man ist im Radurlaub, im Trainingslager oder auf Tour, wäscht abends seine Radklamotten und hat am nächsten Morgen das Vergnügen in eine feuchtkalte Montur zu steigen. In diesem Beitrag schauen wir uns an, was das speziell bei Radhosen bedeutet und was helfen kann trockener aufs Rad zu kommen.

WARUM SIND RADHOSEN AM MORGEN ÜBERHAUPT NOCH NASS…

…die sind doch aus supertollem Funktionsmaterial das laut Hersteller in Windeseile trocknet…

Dass Radhosen aus Funktionsmaterial bestehen ist richtig. Nun gilt es aber Verschiedenes zu berücksichtigen:

  • Funktionsmaterial ist nicht bedeutungsgleich mit „schnell trocknendem Material“, sondern heißt erstmal, dass das eingesetzte Material die von ihm verlangte Funktion bestmöglich erfüllt
  • In einer Hose kommen oft verschiedene Materialien mit unterschiedlichen Funktionen zum Einsatz. Sehr anschaulich lässt sich das an einem Sitzpolster erläutern. Dieses besteht im Wesentlichen aus einer textilen Deckschicht auf der Du sitzt und einem Polstermaterial, welches für eine adäquate Druckverteilung sorgt. Wenn es nun um die „Trocknungseigenschaften“ der Materialien geht, so lässt sich das bei der textilen Deckschicht bei Auswahl eines geeigneten Materials gut realisieren. Bei der Polsterung jedoch wird es schwieriger. Meist werden hier Schaumstoffe mit einer teils oder komplett offenen Struktur verwendet welche Feuchtigkeit sehr gut „speichert“ und damit die vollständige Trocknung vergleichsweise lange dauert
  • Die in Radhosen verwendeten Funktionsmaterialien sind oft von unterschiedlicher Qualität und damit auch Funktion. Bei Stoffen ist aus unserer Sicht ein wesentliches Merkmal wie gut das Material „trocknet“ bzw. wie „wenig“ Feuchtigkeit in der Materialstruktur gebunden wird.

 

Das Materialthema hatten wir in diesem Blogbeitrag ausführlich diskutiert.

WO IST NÄSSE KRITISCH UND WO NUR UNANGENEHM

Auch wenn Radhosen aus Funktionsmaterialien gefertigt sind können Sie nach Wäsche am Abend am nächsten Morgen noch durchaus feucht sein, das hast Du im vorigen Abschnitt aus Materialsicht gelernt. Nun ist es so, dass es Bereiche in der Hose gibt, die durchaus Probleme machen können, wenn sie noch feucht sind, es aber auch andere Zonen gibt wo die Feuchtigkeit „nur“ für ein paar Minuten unangenehm ist.

 

Aus unserer Erfahrung ist der Sitzbereich kritisch was Feuchtigkeit betrifft. Sitzt Du schon zu Beginn Deiner Fahrt auf einer feuchten Oberfläche beginnt Deine Haut sehr früh zu mazerieren (hier ausführlich besprochen) und sie wird sehr anfällig für Reibung. Als Konsequenz können Hautreizungen in unterschiedlichem Grad erfolgen, von leichten Rötungen bis hin zu wunden Stellen im Sitzbereich. Das solltest Du um jeden Preis vermeiden, ergo: der Sitzbereich sollte am Morgen, vor Abfahrt, trocken sein.

 

Was den „Rest“ der Hose betrifft, also das Material an den Beinen und den Trägern lässt sich ein wenig Feuchtigkeit verschmerzen. Es ist natürlich nicht sehr angenehm, speziell wenn die Temperaturen nicht Hochsommerniveau haben, in eine klamme Radhose zu steigen. Aber nach ein paar Minuten „aufwärmen“ auf dem Rad ist das vergessen und die Materialien sind, wenn Sie schnelltrocknende Eigenschaften haben, dank Fahrtwind und Körperheizung flott wieder trocken. Für die weiblichen Leser sei noch angemerkt: Die gefürchtete Blasenentzündung ist immer bakteriell verursacht. „Unterkühlung“ im Beckenbereich kann durch mangelnde Durchblutung die Entstehung „nur“ begünstigen.

TRICKS DAMIT DIE HOSE MORGENS TROCKEN IST

Nehmen wir mal den Klassiker: Osterferien – Radurlaub/Trainingslager – Mallorca. Die Temperaturen erreichen tagsüber in der Sonne schon 20 Grad, man sitzt für einen Kaffee auf dem Marktplatz von Petra, gondelt dann gemütlich nach Alcudia und nimmt noch ein wohlverdientes „Feierabendbier“. Geht auf sein Zimmer, Radklamotten fliegen ins Eck, schnell Duschen, ab ans Buffet, dann ausgiebig mit anderen Radlern über die Abenteuer des Tages philosophieren. Um 22.00 Uhr beseelt vom Tag und mit vollem Bauch aufs Zimmer. Aber oh Schreck: Die Radklamotten von heute, gestern und vorgestern liegen ungewaschen in der Ecke. Die Reisetasche gibt nichts mehr her, also schnell Handwäsche im Waschbecken. Die Klamotten sind nun klatschnass, Draußen auf dem Balkon ist es mit 10 Grad eher frisch, Heizkörper jeglicher Art gibt es im Zimmer nicht also werden die Klamotten irgendwie im Bad über der Wanne drapiert. In der Hoffnung, dass über Nacht ein Trocknungswunder geschieht…

Das muss nicht sein. Alles was Du brauchst ist ein wenig Planung und Disziplin:

  • Ist eine erste Garnitur Klamotten reif für die Wäsche, dann gleich nach der Tour waschen, auch wenn dieses lästige Übel so gar nicht zum beschwingten „Radurlaubsfeeling“ passt. Früh gewaschen bleibt viel Zeit zum Trocknen
  • Wäscht Du von Hand, so lohnt es sich die Teile sehr sauber auszuwringen, speziell Hosen mit Sitzpolster
  • Findest Du dann noch einen trockenen/ warmen Ort und hängst die Klamotten „luftig“ auf einen Bügel o.ä. ist die Chance groß binnen zwei Tagen trockene Radbekleidung zu haben
  • Wenn Dir das alles zu viel ist lohnt es sich bei Deiner Unterkunft zu fragen ob es einen Waschservice, oder einen Zugang zu Waschmaschinen gibt. Ist bequemer, schneller und sauberer, will aber auch geplant sein!

WENN MORGENS DOCH NOCH NICHT ALLES TROCKEN IST

OK es ist 7 Uhr morgens, Du hast es bis zum Vortag geschafft den Wäscheberg anwachsen zu lassen und die nächtliche Notwäsche hat Dir nun eine feuchte Radhose beschert. Blöd aber nicht unlösbar, wenn Du gleich jetzt, vor dem Frühstück, noch aktiv wirst:

  • Wringe die Radhose noch mal kräftig aus, erfahrungsgemäß ist speziell Feuchtigkeit im Sitzpolster sehr hartnäckig, lässt sich aber „mechanisch“ durch auswringen vergleichsweise schnell reduzieren
  • Schnapp Dir einen Fön und trockne damit vorsichtig die Hose, keinesfalls die maximale Heizstufe des Föns verwenden, das mag Deine Hose nicht
  • Nimm Dir Zeit (auch wenn der Magen schon wieder knurrt und zum Frühstück will) und fokussiere Dich bei der Trocknung auf den Sitzbereich. Ist der Rest noch ein wenig feucht wirst Du das verschmerzen können

 

Danach kannst Du einigermaßen beruhigt ans Buffet und hast hoffentlich im Anschluss noch die Muse den restlichen Klamottenberg zu waschen/ in den Waschservice zu geben…

FAZIT

Mit ein wenig Planung, Disziplin und dem richtigen Material kannst Du unter fast allen Umständen sicherstellen, dass vor Beginn Deiner Fahrt zumindest der Sitzbereich Deiner Hose trocken ist. Was auch wichtig ist, denn startest Du mit einem feuchten Sitzbereich, steigt das Risiko für Sitzprobleme erheblich!

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