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INTERVIEW MIT SANDRA SCHUBERTH - EINBLICKE IN DIE LANGSTRECKE

Und weiter geht es mit den Interviews in unserem Blog. Diesmal mit Sandra einer echten toughen Dame auf der Langstrecke. Bei uns plaudert sie ein wenig wie sie auf die Langstrecke gekommen ist, berichtet über ihre Erlebnisse bei Rennen ohne Unterstützung eines Rennteams (unsupported) und wie man das alles ganz gut meistern kann. Das Interview führte Stephan, lohnt sich!

Stephan: Hi Sandra, schön Dich heute im Interview zu haben. Erzähl doch mal kurz was zu Dir, wer bist Du, was brachte Dich aufs Rad? Und wie bist Du im Langstreckenradeln gelandet?

Sandra: Hi, danke für die Einladung. Ich bin Sandra, 34 Jahre, arbeite in der Onlineredaktion des Delius Klasing Verlages - dazu gehören unter anderem TOUR und BIKE. Aktuell wohne ich etwas südlich von München. Bevor ich vom Rad-Virus angesteckt wurde, war ich ambitionierte Freizeitläuferin und war bei Straßenläufen von 5 Kilometern bis Marathon am Start. Eine Marathon-Vorbereitung lief dann nicht wie geplant und mich plagten Verletzungsprobleme. Das und der Kauf eines neuen Rades trieb mich aufs Rad. Schnell lernte ich Leute der Leipziger Radszene kennen - damals wohnte ich noch in Leipzig. Neben Gravelrunden, die damals noch Cross-Ausfahrten hießen, nahm ich auch an Cyclocrossrennen teil. Mit der Zeit tastete ich mich an immer längere Distanzen heran. Mein erster 200er war von Berlin nach Leipzig. Ich erinnere mich noch genau. Später wagte ich mich das erste Mal an eine über 400 Kilometer lange Strecke: Das Maurice Brocco 400.

Stephan: Na das ging aber schnell bei Dir, an einen 400er habe ich mich noch nicht gewagt.

Sandra: So schnell war das gar nicht, jetzt beim Erzählen hört es sich an, als sei ich an einem Tag 200 km und wenige Wochen später 400 und mehr km am Stück gefahren. In Wahrheit war die Steigerung behutsam - und ungeplant. Eigentlich hat sich das alles eher zufällig ergeben.

Stephan: Naja das würde ich jetzt schon als Understatement bezeichnen. Du kommst gerade vom unsupported Bikepacking Event Seven Serpents Quick Bite in Slowenien und Kroatien, hast das im Vorjahr auch schon gemacht und mal so en passant das Badlands in Spanien (Für alle Leser die im unsupported Gravel-Bereich nicht so firm sind hier die Links: Seven Serpents, Badlands). Ich meine damit hast Du schon richtig was auf dem Kerbholz.

Sandra: Lacht, ja ist halt alles eine Frage der Perspektive. Ich mag einfach das Abenteuer, neue Leute zu treffen, und in unberührten Gegenden Rad zu fahren. Zudem versuche ich, das Fliegen zu vermeiden, dann ist manchmal schon die An- und Abreise ein Abenteuer für sich, das mehr an die Substanz geht als das Event an sich. Und wenn man dann auf dem Rad unterwegs ist muss man eben für das Erlebnis oder viel mehr für das Ausloten der eigenen Grenzen gewisse Abstriche machen.

Stephan: Die da wären?

Sandra: Beim Seven Serpents wo ich gerade herkomme, diesmal „nur“ die kürzere Variante, bin ich mit kleinen 5 minütigen Powernaps 41 Stunden durchgefahren. Schön gemütlich, ich habe mir gesagt einfach nicht anhalten dann passt das schon. Genau genommen hatte ich vorher nie gedacht, dass ich ohne Schlaf durchkomme und hatte es auch nicht vor. Aber dann ist es passiert. Ich saß auf dem Rad, fühlte mich gut und hab probiert, was geht.

Stephan: Aha, klingt „praktisch“ mal eben 41 Stunden am Stück machen, da muss man sich dann zumindest nicht viele Gedanken ums Gepäck machen, oder?

Sandra: Ja das stimmt. Ich bin gerne recht minimal unterwegs. Letztes Jahr beim Badlands hatte ich noch nicht einmal einen Schlafsack dabei, nur eine Daunenhose und -jacke. Die ersten beiden Nächte hatte ich noch jeweils eine Herberge unterwegs gefunden, in der dritten Nacht glaubte ich einen perfekten Spot zum Übernachten gefunden zu haben, allerdings wurde es dann nach einiger Zeit sehr windig und kalt, mit schlafen war dann nicht mehr viel. Nach drei Stunden liegen fühlte der Körper sich aber schon wieder viel besser an auf dem Rad.

Stephan: Wenn ich Dir so zuhöre klingt das alles recht entspannt und das Leiden hält sich in Grenzen, kaum zu glauben…

Sandra: Naja, ganz so ist es nun nicht. Am schwierigsten ist es für mich glaube ich im Vorfeld, da traue ich es mir nicht zu. Einmal auf dem Rad wird es dann oft besser. Aber natürlich gibt es auch unterwegs Phasen wo es schwierig ist, dann mache ich Musik an und versuche in Streckenabschnitten zu denken, also: Ich habe jetzt schon so und so viel geschafft, wenn ich mit dem nächsten Anstieg fertig bin, habe ich schon X Prozent der Hälfte der Höhenmeter usw. usf.

Stephan: Das kann ja aber nicht alles sein. Für mich als Unsupported-Laien wären Essen/ Trinken, Wachbleiben und dann auch mal zur Ruhe kommen gefühlt echt große Herausforderungen. Ich habe mal eine Reportage über Christoph Strassers (x-facher Gewinner des Race Across America) Teilnahme beim Transcontinental (rd. 4000 km von Belgien nach Bulgarien) gelesen, dort meinte er, dass er während der 6 Tage quasi nur von Cola und Snickers gelebt hätte.

Sandra: Snickers sind nicht so meins, mir schmeckt Mars besser, aber eher nachts, da ist es kühler, tagsüber schmilzt das zu schnell weg. Aber meine Strategie ist da nicht groß anders, ich versorge mich meist an Tankstellen und Supermärkten, da kann man nicht so wählerisch sein. Für mich funktionieren weiche Fertigsandwiches und Joghurtdrinks, und vor allem Gummibärchen - die veganen von Katjes gehen gut. Wenn es nicht so heiß ist, gibt’s auch mal Mars. Und für die Abwechslung salzige Nüsse, Cracker, Chips, so ich es denn runter bekomme. Nachts gönne ich mir schon mal eine Cola, die hält wach und enthält Zucker. In meine Trinkblase habe ich Wasser mit Kohlehydratpulver und wenn ich welches habe darf es auch mal ein koffeinhaltiges sein. Insgesamt fällt mir Essen aber oft schwer bei diesen Events. Dieses Jahr beim Seven Serpents habe ich deshalb mal was Neues probiert und die Erinnerungsfunktion meines Garmin-Radcomputer genutzt. Der Edge hat mich so regelmäßig daran erinnert, zu essen. So viel Kalorien, wie er mir angezeigt hat, habe ich zwar nicht geschafft aber manchmal half es schon, mich zu überwinden und nochmal eine Hand voll Nüsse oder Gummitiere in den Mund zu stopfen.

Stephan: Lacht, naja gesund klingt das nicht, aber ich verstehe es, Du brauchst halt leicht verdauliche und schnell verfügbare Kalorien, ein Rohkostsalat ist da fehl am Platz. Aber wenn Du jetzt doch mal Draußen Pause machst, für ein paar Stunden im Schlafsack oder Deinen Daunenklamotten? Ich zum Beispiel friere in meinen Radklamotten dann doch recht schnell…

Sandra: Es muss schnell gehen, man muss es schaffen, noch warm zu sein, wenn der Schlafplatz aufgebaut ist. Unter meine Daunenhose und Isolationsjacke ziehe ich gern eine Leggings und ein Langarmshirt, damit ich nicht so an mir selbst klebe. Die Kombi aus Jacke und Daunenhose ist zum warm bleiben tatsächlich ein Game Changer, das habe ich wieder bei einer Bikepacking-Tour im Winter gemerkt. Ich kombiniere Schlafsack mit Daunenhose und -jacke. Und am Morgen schlüpfe ich aus dem Schlafsack, bin aber immer noch warm verpackt und kann meinen Krempel zusammenpacken. Erst ganz am Ende werden Hose und Jacke eingepackt.

Meine Radklamotten ziehe ich zum Schlafen aus, damit etwas Luft gerade an den Sitzbereich kommt. Zusätzlich schmiere ich bei Bedarf am Abend ein wenig Zinksalbe auf den Sitzbereich, um Hautirritationen vorzubeugen - ich habe welche aus der Babyabteilung aus der Drogerie.

Stephan: Auch das klingt sehr pragmatisch, insbesondere die „Verarztung“ des Sitzbereichs. Hast Du da sonst noch irgendwelche Tricks.

Sandra: Sitzen ist echt ein Problem, vor dem Seven Serpents im letzten Jahr hatte ich genau vor einer Sache richtig Schiss: davor, dass ich nicht mehr sitzen kann, weil die Druckschmerzen zu groß sind. Oft habe ich mir schon nach ein paar Stunden gewünscht, die Radhose endlich loswerden zu können. Das ist nicht so praktisch für ein Ultracycling Event.

Immerhin habe ich mit Reibung nur selten Probleme und habe festgestellt, dass es meiner Haut ohne Sitzcreme meistens besser geht als mit. Dann quillt sie mehr auf, wird empfindlich und geht kaputt. Mein Problem ist Druck   also Richtung Schambein. Je dünner das Polster, umso weniger Druckschmerz tritt bei mir auf. Eure ezero-Hose kommt mir da sehr gelegen und auch mit Hosen von SQlab, die ein dünnes aber sehr festes Polster haben, komme ich gut zurecht. Und apropos zwei Hosen, bei langen Strecken habe ich immer eine zweite Hose mit. Nach einigen langen Stunden im Sattel kann es auch in der bequemsten Hose unangenehm werden und dann ist ein Wechsel zu einer Hose, die ein wenig anders im Sitzbereich ist, Gold wert. So habe ich unterwegs die Chance das „Sitzgefühl“ zu verändern, das hilft mir sehr. Beim Seven Serpents Quick Bite vor zwei Wochen beispielsweise habe ich nach 361 Kilometern die Hose gewechselt. Durch den ganzen groben Schotter war in der ezero-Hose irgendwann doch die Haut unter den Sitzknocken etwas in Mitleidenschaft gezogen und angeschwollen. Dann habe ich für die letzten 180 Kilometer SQlab getragen. Der Druck wurde etwas anders verteilt und ich konnte wieder besser sitzen.

Stephan: Ich sehe schon, Du hast das für Dich schon recht gut optimiert. Mit dem Seven Serpents bereits in der Tasche, was steht für Dich dieses Jahr noch an?

Sandra: Für den Sommer habe ich mir das Bright Midnight in Norwegen ausgesucht, wieder unsupported, 1.000km und 16.000hm. Davon abgesehen steht auch eine Bikepacking-Tour mit meinem Partner an - ganz ohne Event.

Stephan: Klingt cool, und für alle die Dir dabei ein wenig folgen wollen, Du hast ja mittlerweile mit „we are cyclists“ einen Youtube-Kanal…was hat es damit auf sich?

Sandra: Richtig, angefangen hat das als Projekt für die Familien. Damit die aus der Ferne sehen können, was wir so machen. Mein Opa war radbegeistert und hat sich immer gefreut, wenn ihm jemand eines unserer Videos gezeigt hat. Mittlerweile ist der Kanal schon ziemlich gewachsen und wir werden von Video zu Video besser und haben neue Ideen.

Stephan: Meine ich auch, da lohnt es sich auf jeden Fall immer wieder reinzuschauen. Und damit sind wir auch schon am Ende des Interviews. Danke für Deine Zeit und hoffentlich bis bald mal bei uns auf der Schwäbischen Alb!

Sandra: Gerne, hat mir Spaß gemacht und bis demnächst!

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